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Domaine Lejeune
So manches Weingut ändert im Laufe der Zeit seinen Namen. Manchmal ist es nur der Nachfolger, der seinen Vornamen auf dem Etikett sehen möchte, manchmal wechseln die Weingüter zwischen Familien, oder es finden sich ganz neue Namen. Es mag sein, dass auch die Besitzer der Domaine Lejeune irgendwann gerne ihren eigenen Namen auf den Flaschen hätten sehen wollen. Doch das Weingut, das 1783 von Maxime Lejeune gegründet wurde, ist über fünf Generationen hinweg immer von Tanten zu Nichten übergegangen, bis François Jullien de Pommerol es von seinen Eltern übernahm. Und ein Weingut Pommerol in Pommard hätte wahrscheinlich Irritationen hervorgerufen.
Als Maxime Lejeune im 18. Jahrhundert in Pommard begann, hat er bis zu seinem Tod im Jahr 1864 sein Weingut auf 50 Hektar rund um den Weinort erweitern können. Wegen der Erbteilung waren Ende der 1970er Jahre nur noch rund sechs Hektar übrig, die die Familie von Jullien de Pommerol heute wieder auf zehn Hektar erweitert hat. François Jullien de Pommerol ist ein ausgewiesener Fachmann. Er war Önologie-Professor am Lycée Viticole in Beaune und hat das Weingut seit der Übernahme 1977 auf Kurs gebracht. Vor einigen Jahren hat er seinen Neffen Aubert Lefas in das Weingut eingebunden. Mit Aubert ist eine gewisse Leichtigkeit und Finesse in den Stil des Weinguts eingezogen, die den traditionellen Ausbau auf einen zeitgemäßen Charakter und Ausdruck gehoben hat.
Das Portfolio der Pommerols umfasst Weinberge, die zu 90 % in Pommard liegen. Rund zwei Hektar sind mit Chardonnay (75 %) und Aligoté (25 %) bestockt. Hinzu kommt Pinot Noir mit 5 % Gamay im Passetoutgrain des Hauses, also im Gemischten Satzin der Village-Lage Les Sorbins. Pinot Noir findet man ferner in den Village-Lagen Les Grandes Carelles und Les Crenilles sowie in der qualitativ darüber stehenden Village-Lage Les Trois Follots sowie in drei Premiers Crus. 1,1 Hektar besitzt Lejeune in Les Poutures, 1,4 Hektar in L’Argillieres und 0,25 Hektar in dem Primus inter pares Les Rugiens Bas. Ganz ohne Zweifel findet man in diesem Weinberg das beste Terroir in ganz Pommard. Es ist gekennzeichnet durch eine hervorragende Lage, vor allem aber durch einen hohen Anteil von Eisenoxid, das nicht nur den Boden rot färbt, sondern auch den alterungswürdigen Weinen eine ganz spezielle Farbe verleiht. Nachdem Aubert Lefas schon vor Jahren auf den Einsatz chemischer Mittel verzichtet hat, befindet sich das Weingut mittlerweile auch offiziell in der Umstellung auf biologischen Anbau.
CHRISTOPH RAFFELT
Die Erzeugung der Weine kann man nicht anders als traditionell und klassisch bezeichnen
Die Erzeugung der Weine kann man nicht anders als traditionell und klassisch bezeichnen. Die Gärung erfolgt je nach Jahren mit unterschiedlichen Anteilen von 20 bis 40 % Ganztrauben in offenen Cuves, von denen einer, umgeben von 17 Reifen aus weißer Birke, der älteste seiner Art in der gesamten Region Burgund ist. Das kleine Familiengut ist in den renovierten und mittlerweile erweiterten jahrhundertealten Gebäuden der ehemaligen Bruderschaft Saint Sacrement untergebracht. Der Besitz war 1793 nach der Französischen Revolution als Kirchengut verkauft worden waren. Ein kleiner Teil der Trauben wird hier immer noch mit den Füßen eingemaischt und dann spontan vergoren. Die alkoholische Gärung wird in diesem Weingut seit jeher als macération semi-carbonique oberhalb der eingemaischten Trauben durchgeführt. Insgesamt bleibt der Saft drei bis vier Wochen mit der Maische in Kontakt. Danach läuft der Wein in Holzfässer mit höchsten 20 % Neuholzanteil. Die Weine werden weder geschönt noch gefiltert und nur leicht geschwefelt.
Aktuell gibt es fünf Weine, wobei Les Rugiens Bas nur in homöopathischen Mengen vorhanden ist. Die beiden 2020er, der weiße Côte de Beaune und der rote Côte d’Ôr bieten schon mal einen sehr einladenden Auftakt. Der Côte de Beaune »Les Mosnières« zeigt die blitzsaubere Arbeit mit einem Fokus auf eine klare, helle Frucht und einen markanten und bestens eingebundenen Einsatz von elegantem Holz. Cremigkeit, Nussigkeit und eine vitale Säure prägen den Chardonnay. Der Bourgogne Côte d’Ôr zeigt von Beginn am deutlichsten den Ausbau in Form der sémi-carbonique und erinnert kurzfristig und nicht nur in der leicht violetten Farbe an jungen Moulin-à-Vent. Dann wird es zunehmend burgundisch und das mit erheblichem Trinkfluss, einer angenehmen Form der Unkompliziertheit und dem für die Domaine typischen markanten, aber eleganten Holz. In den beiden Pommard 1er Cru kann man bei nahezu gleicher Ausbauart sehr schön das individuelle Terroir erkennen.
Les Poutures ist mit seinem höheren Lehm- und Humusanteil im Boden auch der vollere, etwas dunklere, extraktreichere Wein, bei dem Tannin und Säure runder wirken als beim Les Argillières, der sich sehr hochtönig, agil und mit einer faszinierend lebendigen Säure präsentiert. Die Weine machen aufgrund der Machart schon jetzt sehr viel Freude. Da ist keine Adstringenz, das Tannin ist präsent, aber rund, die Weine wirken einladend und mit Luft auch sehr offen. Das ist Pommard in einer sehr schönen, eleganten Form, bei der die Erdigkeit, die die Appellation auszeichnet, in viel Frucht und Lebendigkeit und einem immer eleganten Holz eingebunden ist.
January 2022