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Rougeot Père & Fils

Das Gebäude der Domaine und ein Teil der arrondierenden Rebflächen befand sich einst im Besitz der Hospices de Beaune, die an dieser Stelle Obstbau betrieben. Henris Sohn Hubert, ein umtriebiger Bau-Unternehmer und für 25 Jahre Bürgermeister von Meursault, ließ die Bäume roden und stattdessen Chardonnay setzen. Da dieses Land nicht für den Weinbau zugelassen war, dürfen die Weine nur als Bourgogne Côte d’Or vertrieben werden, obwohl diese Anlage inmitten Meursaults unweit der großen Lage Les Chevaliers auf besten Böden liegt.

Während der 1960er und 1970er Jahre nahm die Domaine unter Hubert Rougeot ihre heutige Form an: Nach der Übernahme des Betriebs von seinem Vater Henri expandierte dieser und erwarb Weinberge in Volnay und Pommard, während sein Bruder die Premier Crus Charmes und Monthélie kaufen konnte. 

Hinzu kam die Bewirtschaftung der Flächen der Domaine de Meursault von zusätzlichen 50 Hektar. Es gab viel zu tun, doch Hubert war ein besserer Geschäftsmann und viel beschäftigter Unternehmer denn Winzer, und so übergab er den Betrieb an seinen Sohn Marc. Der war, ebenso wie sein Vater, kein Winzer aus Leidenschaft, sondern begriff Wein vielmehr als Mittel, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. So begann er Mitte der 90er Jahre seine Weine als Negociant mit festgelegten Verträgen für französische Supermarktketten auszubauen. Bis ins Jahr 2016 produzierte die Domaine Negocé-Weine, als sein Sohn Pierre-Henri den radikalen Bruch wagte, aus dem Geschäft ausstieg und auf einen Schlag 85% seines Marktes verlor. An diesem Punkt nimmt die Geschichte Fahrt auf.

SEBASTIAN BORDTHÄUSER

Im Weinberg werden alle Arbeiten händisch erledigt, Traktor-Fahrten werden auf ein Minimum reduziert um der Verdichtung der Böden vorzubeugen.

Pierre-Henri Rougeot besuchte für zwei Jahre das Lycée Viticole in Beaune, bevor er zur Domaine de Montille ging. Dort arbeitete er im Keller sowie in den Weinbergen und entwickelte eine Leidenschaft und Hingabe zum Wein, die er bei seinem Vater und Großvater stets vermisste. Ermutigt von seinem Vater, sich den Markt mit all seinen Facetten anzusehen, wechselte er danach zu einem Händler und anschließend zu einem Exporteur. Danach war er für einige Jahre bei einem regionalen Küfer beschäftigt, bei dem er bis 2019 in Teilzeit arbeitete.

Pierre-Henri ist seit 2010 vollumfänglich für den Ausbau der Weine verantwortlich. Sein Vater erkannte schnell, dass sein Sohn von großer Leidenschaft und noch größerem Talent getrieben ist und hat ihm bereitwillig den Keller überlassen. Und da es nach Pierre-Henris Auffassung keinen guten Wein von schlechten Böden geben kann, wagte er bereits 2012 erste Gehversuche in Richtung biologischer Bewirtschaftung. Ausschlaggebend dafür waren einige Lagen, die wiederholt Probleme mit Premox hatten und deren Weine trotz respektabler Herkunft unbalanciert und unharmonisch schienen. 

Der biologische Ansatz brachte laut Pierre-Henri eine signifikante Verbesserung der Qualitäten, und so waren die Weichen endgültig gestellt: Er kündigte mit dem Jahrgang 2016 die Zusammenarbeit mit den Supermärkten. Die bisherige Art der Weine und die erzielten Preise in diesem Marktsegment lagen schlichtweg unter den Möglichkeiten, die diese exzellenten historischen Terroirs bieten. Noch dazu lagen sie weit unter den eigenen Ansprüchen, die Pierre-Henri an sich als Winzer stellte. 


Schwer getroffen von den Frühjahrs-Frösten war die Ernte in 2016 entsprechend klein, die Qualität hingegen war ansehnlich und erlaubte erstmals den Ausbau nach eigenem Qualitätsanspruch. Dieser Umstand schien die Entscheidung zu diesem existenziellen Schritt nur zusätzlich zu bestätigen, sodass Pierre-Henri und Marc Rougeot in logischer Konsequenz den Betrieb zur Konversion auf biologische Bewirtschaftung anmeldeten. Seit dem Jahrgang 2020 ist die Domaine Rougeot Pére & Fils vollumfänglich biologisch zertifiziert und befindet sich darüber hinaus seit Beginn des Jahres 2021 im biodynamischen Umstellungsprozess. 

Ausbau 

Im Weinberg werden alle Arbeiten händisch erledigt, Traktor-Fahrten werden auf ein Minimum reduziert um der Verdichtung der Böden vorzubeugen. Es werden keinerlei synthetische Pflanzenschutzmittel ausgebracht. Die strikte Handlese der Trauben erfolgt in kleine Kisten und auch im Keller passiert relativ wenig. Die Pinot Trauben werden erneut von Hand sortiert und kommen anschließend unversehrt und unentrappt in kleine Bottiche. Es folgt die spontane Vergärung mit eigenen Hefen und der behutsame Ausbau ohne Schwefel-Zusatz für den maximal transparenten Ausdruck von Herkunft und Terroir. Jede Lage wird getrennt ausgebaut, es folgt eine zwei- oder dreimalige Pigeage zur schonenden Farb- und Tanninausbeute.

Chardonnay und Aligoté werden samt Kämmen gepresst oder gequetscht und anschließend in größeren Fässern bei 10°C aufbewahrt, bis sich der grobe Trub abgesetzt hat. Der klare Most wird dann zur Gärung in die Fässer umgezogen. Sowohl Weiß- als auch die Rotweine werden ausschließlich in 228-Liter Burgunder-Fässern mit bewusst niedrigem Neuholz-Anteil für 12 bis 20 Monate ohne Battonage ausgebaut.

Sowohl bei den Rotweinen als auch bei seinen Weißen verzichtet Pierre-Henri zunächst auf die Zugabe von Schwefel. Das erlaubt ihm, einige Fässer je nach Entwicklung mit minimaler Schwefelzugabe oder komplett ohne SO2 zu füllen.

In diesem Falle werden die Weine mit weißen, diagonalen Etiketten unter dem Namen des Lieu-Dits vertrieben. Die Weine mit zugesetztem Schwefel erscheinen mit dem regulären, klassischen Etikett. Alle Weine werden im folgenden März/April ungeschönt und ungefiltert gefüllt.

Text by Sebastian Bordthäuser
December 2021
Author Sebastian Bordthäuser