Info:
Verkostungsnotiz von Christoph Raffelt vom 10.03.2020, Copyright Christoph Raffelt und Vinaturel:
Informationen zum Wein:
Während der Sòtil – zu Deutsch Dachfirst, mit Blick auf den Himmel, siehe Etikett – bis 2017 immer eine Cuvée war, ist Bàrbara Mesquida Mora dazu übergegangen, nur noch die heimische Rebsorte Callet zu nutzen, die vor allem in Felanitx sowie in ihrem 67 Jahre alten Weingarten d’Es Pou de Sa Carrera im Heimatort Porrera steht. Die Trauben wurden zum größten Teil entrappt und in offenen 500-Liter-Eichenfässern vergoren. Danach reifte der Callet in unterschiedlichen Gefäßen, in gebrauchten Barriques, in Keller-Amphoren und im Edelstahl.
Farbe:
Leuchtendes Rubinrot, helle Reflexe
Nase:
Der Sótil wirkt weder üppig noch nicht. Er ist viel mehr von Finesse, hellen Tönen und Nuancen von Beerenfrüchten geprägt. Während man zunächst auf Holunder, Hagebutte und Sauerkirschen stößt, entwickelt sich die Nase hin zu Schattenmorellen und später auch ein wenig Himbeerjoghurt. Diese dezent laktischen Noten sind in keiner Weise stören, sie untermauern eher den deutlich fruchtigen Eindruck. Ein wenig gemahlener, weißer Pfeffer und weiße Blüten setzen aromatische Spitzen. Die Mandarinenhaut und -schale lassen auf eine raffinierte Säure in diesem Callet von alten Reben hoffen.
Gaumen:
Die autochthone Sorte Callet präsentiert sich hier erstaunlich feingliedrig und schlank. Mit seinen 12% Vol. ist er ein positives Beispiel im warmen Klima. Der Sòtil ist saftig, bissig und lebt von einem ungemeinen Säuredruck. Kein Tannin, keinerlei unnötige Fruchtsüße, aber etwas Extrakt am Gaumen. Im Abgang zeigt er sich knackig und löst direkt Verlangen nach einem weiteren Schluck aus. Voller Finesse ist dies eine sehr moderne Interpretation eines Callet.
Tasted in January 2021
- Mallorquinische Schweinelende mit Sobrassada und weißen Bohnen(Fleisch)
- Gebratener Seeteufel, geräucherter Paprika-Coulis und Pastinaken(Fisch)
- Felsenoktopus galizischer Art mit Butterkartoffeln und Aioli(Meeresfrüchte)
Mesquida Mora
Weit ab von den Touristenhochburgen der Küste liegt der kleine Ort Porreres im Herzen der Insel Mallorca. Bàrbara Mesquida Mora bekam von der Mutter und ihrem Onkel einige Parzellen, da der Vater auf konventionellen Anbau bestand und mit den Methoden der Tochter wenig anfangen konnte. Für die sympathische Bàrbara war jedoch eins von Anfang an klar: Biologische und biodynamische Arbeitsweise. „Wir kombinieren täglich moderne Methoden und Erkenntnisse mit den alten Traditionen“, sagt Bàrbara stolz. „Wir wollen der nächsten Generation ein intaktes Ökosystem hinterlassen“. Selbstverständlich wird auch bei den nicht mit Reben bepflanzten Flächen auf Biodiversität geachtet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Einstiegsweine sind fruchtbetont und nicht zu fordernd. Die höheren Klassen lassen Terroir und Tiefe erkennen. Mallorca pur, aber anders!