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Claude Riffault

Die Geschichte des Weinguts

Stéphanes Urgroßvater hat einst das Gut als Mischbetrieb in dem winzigen Weiler Sury-en-Vaux gegründet, den niemand kennen würde, wäre er nicht auch der Sitz des Winzers Vincent Gaudry. Stéphanes Großvater Henri stellte dann komplett auf Weinbau um, Stéphanes Vater Claude stieg in den 1980er Jahren mit ein. Stéphane hat in Beaune studiert und dann bei Olivier Leflaive gelernt, während Stéphanes Bruder zur Domaine Etienne Sauzet ging, sich dort in Emilie, die Tochter des Verwalters Gérard Boulot verliebte und blieb. Heute leitet er die bekannte Domaine.

Die Verbindungen ins Burgund sind also sehr eng, zumal auch Stéphanes Frau Bénédictine von dort stammt. Doch nach seiner Zeit im Burgund ging der Winzer erst noch einmal nach Bordeaux, wo er einige Jahre auf Château Angélus blieb, um 2001 nach Hause zurückzukehren. Als sein Vater Claude in den Ruhestand ging, konnte Stéphane die Regie in allen Bereichen übernehmen. Dazu gehörte die Umstellung auf biologische Bewirtschaftung, die 2016 mit einer ECOCERT-Zertifizierung abgeschlossen wurde. In diesem Jahr soll die BIODYVIN-Zertifizierung erfolgen. Stéphane hat einige Cuvées, die sein Vater noch initiiert hatte, auslaufen lassen, um mit den Monoparcelles noch präziser auf das sich so häufig ändernde Terroir eingehen zu können.

CHRISTOPH RAFFELT

Was man neben der so präzisen und dabei reifen Säure spürt, ist die Würze der Sancerres, die das Gestein der Lagen ebenso abbildet wie Kräuter und herbe Zitrusnoten.

Sancerre von allen drei Terroirs 

Die Domaine umfasst heute 15,5 Hektar Rebfläche mit 12,5 Hektar Sauvignon Blanc und drei Hektar Pinot Noir. Es finden sich alle Varianten der drei wichtigsten Bodentypen, und zwar Terres blanches, Caillottes und Silex. Natürlich gibt es bei den Riffaults auch den klassischen frischen Sancerre Blanc, der im Mai als 2020er eintreffen wird. Er wird begleitet vom 2019er Lagen-Pinot-Noir La Noue Rouge. 
Im Juni kommt dann der 2020er Lagenwein Les Boucauds. Diese Lage umfasst nahezu die Hälfte des Besitzes und ist geprägt von den Terres blanches, einem verwitterten Saint-Doulchard-Mergel mit hohen Mengen an Exogyra-Virgula-Austern. Dazwischen findet man immer wieder dünne Lagen von Glaukonit, also eisenhaltigem Glimmer. Auf diesen Böden entstehen fruchtige Weine, die schnell zugänglich sind. Daher werden die Weine aus dieser Lage auch früher gefüllt. Der Les Chasseignes stammt von den Caillottes-Böden. Die Caillottes bildende Schicht liegt unterhalb der Terres blanches. Sie ist geprägt von Calcaire à Astéries aus fossilen Seesternen sowie dem Calcaire de Tonnerre, einem ursprünglich sehr harten Kalk, der zu einem schwammähnlichen porösen Kalk verwittert ist. Beide Kalkarten verbinden sich hier und ergeben robuste und körperreiche Weine.

Der Les Denisottes stammt von Reben unweit des Weinguts. Die Böden bestehen aus Kimmeridge-Kalk mit hellem Kalklehm und einer Menge von Muschelkalk-Sedimentgestein. Der Les Chailloux ist vom in dieser Gegend sehr seltenen Silex geprägt, wie man ihn auch in Pouilly-Fumé findet. Es ist Kimmeridge-Boden mit Feuerstein- bzw. Quarzanteilen und ein wenig Eisensandstein.

Zwei weitere Lagenweine hat Stéphane zugunsten von Monoparcelle 469 und von Monoparcells 538 aufgegeben. Diese Parzellen bilden jeweils den Kern der früheren Lagenweine und bilden das Terroir präziser ab. Und genau darum geht es Stéphane Riffault: um Präzision.

Eigenständige Stilistik 

Seine Weine haben eine ganz eigene Stilistik. Sie sind einerseits fruchtig, andererseits in ihrer Struktur glasklar und pur. Sie sind weder überdeckt mit Reduktionsnoten, wie man das gerne aktuell auch an der Loire findet, noch sind sie von Holz geprägt, obwohl er die Lagen- und Parzellenweine alle im Holz ausbaut. Aber es sind immer mehrjährige Tonneaux, die hier die Basis für die gewünschte Textur bieten. Die Güte der Frucht ist wirklich bemerkenswert und erinnert vor allem an die Frucht von alten Obstgärten mit historischen Apfel- und Birnensorten. Das Grasige, das Pyrazin und die Stachelbeer-Aromatik schätzt er nicht sonderlich. Seine Weine wirken eher fleischig, fast opulent und sinnlich, sind aber trotzdem mineralisch, auch sehr klar und dabei sehr offen. Was man neben der so präzisen und dabei reifen Säure spürt, ist die Würze der Sancerres, die das Gestein der Lagen ebenso abbildet wie Kräuter und herbe Zitrusnoten. Man kann die Weine alle schon jung mit großem Genuss trinken, darf aber gerade bei den Monoparcelles gespannt sein, wie sie sich mit der Zeit entwickeln werden.
Text von Christoph Raffelt
Oktober 2021
Author Christoph Raffelt