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Charlopin Tissier
Charlopin-Tissier – kühle Lagen an der Côte de Nuits
Der Name Charlopin ist nicht ganz unbekannt im Burgund. Philippe Charlopin erzeugt in Gevrey-Chambertin Weine aus einem beeindruckend vielfältigen Lagen-Portfolio. Doch es geht in diesem Falle nicht um den konventionell arbeitenden Philippe, sondern vielmehr um dessen Sohn Yann und seine Frau Justine Tissier. Die beiden haben 2013 ein eigenes Weingut gegründet und erzeugen Weine vor allem aus kühlen Lagen in Marsannay und Umgebung. Aber auch Parzellen in Vosne-Romanée, Gevrey-Chambertin und beispielsweise Pernand-Vergelesses gehören zum Portfolio.
Die Gründung der Domaine
CHRISTOPH RAFFELT
Es sind sehr klassische Weine, die keiner Mode unterliegen.
Yanns und Justines Stilistik
Als ich die Weine zum ersten Mal probiert habe, konnte ich meine Enttäuschung nicht ganz verhehlen. Die Weißweine wirkten weich, rund und leicht bitter, die Rotweine eher herb und ohne Charme. Am nächsten Tag mit Luft in der Flasche und etwas mehr Zeit, sich zu entwickeln, wirkten sie aber wie Admiral-Schmetterlinge nach der Verpuppung. Sie hatten sich entfaltet und zeigten nun zumindest in Ansätzen – schließlich sind sie noch sehr jung –, was sie können. Tatsächlich bringen Bourgogne Côte d’Ôr Blanc und Bourgogne Côte d’Ôr Rouge sowie der Bourgogne Rouge Montre-Cul schon sehr viel Wein ins Glas. Die Weine wirken dabei durch die Bank klassisch burgundisch und nie karg oder allzu reduktiv. Der weiße Marsannay Clos du Roy und vor allem der Pernand-Vergelesses „Sous Frétille“ besitzen eine Cru-Qualität, deren sich Yann Charlopin bewusst ist. Entsprechend bepreist er die Weine. Doch einen solchen „Corton-Killer“ wie den Sous Frétille muss man auch erst einmal finden. Die Marsannay-Weine zeigen ihr jeweiliges Terroir ganz präzise und eindrücklich. Die Spitze, bestehend aus Clos du Roy und Les Longeroies, kann man ganz klar mit viel höher klassifizierten Weinen aus Gevrey vergleichen. Marsannay und Umgebung bildet hier den Kern des Portfolios. Das, was früher eher als minderwertig und oft als zu kühl angesehen wurde, profitiert immens vom sich wandelnden Klima. Darüber stehen dann schließlich die berühmten Appellationen wie Aloxe-Corton, Gevrey-Chambertin und Vosne-Romanée. Hier gibt es zwar keine Cru-Lagen auf den Etiketten, aber die Climats liegen meist in deren direkter Nähe, und gerade bei Gevrey-Chambertin merkt man das direkt im Glas. Die Herkunft der Trauben aus dem im Allgemeinen durchaus qualitativ sehr heterogenen Clos Vougeot wird nicht kommuniziert, muss bei der Qualität des Weines aber sehr gut sein. Insgesamt ist dies ein bemerkenswertes Portfolio, das mehr als bei manch anderem Weingut etwas Zeit und Luft braucht, um aufzublühen. Dann aber begeistern die Weine mit Charme und einer sehr klaren Frucht, einem dezent eingesetzten Holz und mit Präzision. Es sind sehr klassische Weine, die keiner Mode unterliegen.
September 2022