- FRANKREICH
- CHAMPAGNE
Louise Brison
Ein Kleinod an der Côte des Bar
Mit dem Neuzugang der Weine des kleinen familiengeführten Champagne-Hauses Louise Brison bestätigt sich einmal mehr, wie dynamisch und spannend sich die Szene an der Côte des Bar tief im Süden der Champagne entwickelt hat. Die von Kimmeridge-Kalk geprägten Weinberge, die deutlich näher an Chablis als an Épernay und Reims liegen, der deutlich stärker ausgeprägte Hang, biologisch und biodynamisch zu arbeiten, und die vielen besonderen Charaktere, zu denen auch Delphine Brulez gehört, sorgen für Lebendigkeit und Überraschungen.
Ein Qualitätsvorreiter an der Côte des Bar
Das Weingut liegt in Noé-les-Mallets und damit nur unweit entfernt von Les Riceys (Olivier Horiot), Buxières-sur-Arce (Vouette & Sorbée) und Neuville-sur-Seine (Domaine de Bichery). Delphine Brulez, die das 15 Hektar umfassende Weingut führt, hat einen wohltuend eigenen Stil entwickelt, dessen Basis ein kompromissloses Qualitätsstreben ist.
Gegründet wurde das Weingut von der Namensgeberin Louise Brison, der Urgroßmutter von Delphine Brulez. Sie pflanzte im Jahr 1910 die ersten Rebstöcke. In den 1950er Jahren übernahm ihre Tochter Antoinette mit ihrem Ehemann Germain Brulez das Weingut und erweiterte es, insbesondere um eine sehr schöne acht Hektar umfassende Parzelle in einem einzigen Block in der Nähe des Weinguts. Francis Brulez, der Sohn des Ehepaars, entschloss sich im Jahr 1977 nach längeren Reisen mit Auslandserfahrung, das Weingut zu übernehmen und es umzustrukturieren. Dabei pflanzte der historisch bewanderte und an der Haute Cuisine interessierte Francis viele Parzellen neu und entwickelt die Basis jenes Stils, den auch seine Tochter verfolgt.
Er machte seine Champagner im Ausland bekannt und begann damit, eine Schatzkammer anzulegen, sodass das Weingut heute über gereifte Jahrgänge verfügt. Diese Weine, die auch in Magnums erhältlich sind, werden je nach Bedarf degorgiert. Man kann Francis Brulez durchaus als Avantgardisten der damals noch recht verschlafenen und kaum bekannten Weinszene der Côtes des Bar bezeichnen.
2006 übernahm seine Tochter Delphine das Weingut und entwickelte es in Richtung biologischen Anbau mit vielen biodynamischen Elementen weiter. Um sich regelmäßig auszutauschen und sich zum Beispiel bei der Le Printemps des Champagnes gemeinsam mit anderen Winzerinnen präsentieren zu können, hat sich Delphine Brulez der Gruppe Les Fa'bulleuses de Champagne angeschlossen, in der ausschließlich Winzerinnen organisiert sind.
In den Weinbergen
Die bildschönen Weinberge werden mit hohem Aufwand gepflegt. Dazu hat sich Delphine das Wissen um den sogenannten sanften Rebschnitt nach der Simonit & Sirch-Methode angeeignet und das gesamte im Weinberg arbeitende Team darin geschult. Die Pinot-Stöcke werden im Taille-Guyot-Schnitt erzogen, die Chardonnay-Stöcke im Taille-Chablis-Schnitt (der jedoch nicht im Chablis, sondern eigentlich nur in der Champagne angewandt wird), bei dem die Trauben deutlich freier hängen und dadurch weit weniger anfällig für Pilzkrankheiten sind. Bei Delphine macht der Rebschnitt etwa ein Drittel der im Weinberg zu leistenden Arbeit aus.
Ein weiterer wesentlicher Teil der Arbeit betrifft den Boden. Der wird mechanisch bearbeitet, um seine physikalisch-chemischen Eigenschaften zu verbessern. Dazu wird er mit organischen Stoffen, zerkleinerten Rebstöcken und mikrobieller Düngung angereichert. Zwischen den Reihen wird ein Wechsel von natürlicher Vegetation und der Aussaat von Leguminosen praktiziert. Mit ihrer Hinwendung zum biologischen Anbau und der Art ihrer Weinbergsarbeit hat sich der Anteil der Mykorrhiza, also jenes Pilzgeflechts, das eine gute Mineral- und Nährstoffversorgung der Pflanzen gewährleistet, innerhalb von sechs Jahren von 18 % auf 70 % erhöht, was durch Untersuchungen belegt ist.
Lese und Vinifizierung der Grundweine
CHRISTOPH RAFFELT
Es sind durch die Bank weg hervorragende Champagner, die von einem tiefen Wissen um die Besonderheit des Terroirs der Côte des Bar zeugen und mit viel Engagement erzeugt wurden.
Besondere Bilanz
Ein weiterer Baustein, der zur besonderen Qualität der Champagner des Hauses führt, ist das lange Hefelager der Weine. Die Weine sind ausschließlich Jahrgangs-Champagner, die mindestens fünf Jahre sur lattes gelagert wurden. Eine Ausnahme bildet lediglich der Memoire, der etwas früher angeboten wird. Das Degorgement erfolgt dreimal im Jahr. Dazu wird immer ein größerer Teil der Weine in die Schatzkammer gelegt und nur auf Nachfrage degorgiert.
Die Dosage der Weine liegt zwischen Brut Nature und Extra Brut. Dabei reagiert Delphine immer auf den Charakter des jeweiligen Jahrgangs. Mémoire de la Côte des Bar und A l’Aube de la Côte des Bar sind Champagner mit je 50 % Chardonnay und Pinot Noir, die sich vor allem in der Länge des Hefelagers unterscheiden. Dabei präsentiert sich der Mémoire, obwohl er aus dem trockenen und heißen 2020er Jahrgang stammt, absolut frisch, klar, hell und druckvoll – Eigenschaften, die man in allen Champagnern der Domaine Louise Brison findet. Das wird vor allem beim Pinot Noir de la Côte des Bar und beim Rosé de la Côte des Bar deutlich, der als gastronomischer Rosé im Saignée-Verfahren erzeugt wurde. Die Pinot Noirs vom Kimmeridge haben eine ganz eigene Spannung, Frische und Salzigkeit. Der Chardonnay de la Côte des Bar ist Delphines Top-Cuvée. Er wird nur aus dem Saft der Tête de Cuvée gewonnen, wirkt rein, finessenreich und herb mit Rondeur, Struktur und Volumen. Es sind durch die Bank weg hervorragende Champagner, die von einem tiefen Wissen um die Besonderheit des Terroirs der Côte des Bar zeugen und mit viel Engagement erzeugt wurden. Ich bin mir sicher, dass man von diesem Weingut noch viel hören und lesen wird.