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Trapet Père & Fils
Die Trapets sind tief in Gevrey-Chambertin verwurzelt. Die Familie hat dort seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert Grundbesitz. Und Jean-Louis Trapet pflegt sein Terroir wie kaum ein anderer. Seine Weinberge sehen zu jeder Jahreszeit exzellent aus, er selber ist bei jedem Wetter draußen, was man seinem wettergegerbten Gesicht und seinen kräftigen Händen auch ansieht. Im Übrigen ist Trapet ein leiser, nachdenklicher Philosoph, was den Wein anbelangt, der keine Entscheidung zu früh oder unüberlegt trifft. Dass er zu den bedeutendsten und gefragtesten Pinot-Winzern der Welt gehört, merkt man ihm nicht an. Als ich das erste Mal das Weingut besuchte, dauerte es eine geraume Zeit, bis ich Jean-Louis unter den Weinbergsarbeitern ausfindig machen konnte.
Seine Weine sind zu jedem Zeitpunkt der gewollte Ausdruck seines geliebten Terroirs in Gevrey-Chambertin, einiger Hektar in Marsannay sowie einiger Parzellen aus der direkten Umgebung von Chambertin. Beim a minima verzichtet Trapet auf die Schwefelung als Hommage an den großen Weinkenner Jules Chauvet. Der a minima ist ein klassischer Passetoutgrain, also ein Gemischter Satz von Pinot noir und Gamay. Hier kommt es Trapet weniger auf den Ausdruck des spezifischen Ortes an als auf die Art des Weines. Alle weiteren Weine sind Herkunftsweine, die im Keller durchweg mit der gleichen akribischen Sorgfalt behandelt werden. Ein Ausdruck dessen ist, dass Trapet für seinen einfachsten Burgunder, den Bourgogne rouge, kaum einen Hektar zur Verfügung hat und dieser Wein daher fast genauso rar ist wie seine 1er Crus. Seine weißen Weine aus Marsannay sind aromatisch ganz besonders duftig ausgefallen und erinnern ein wenig an die Weine des Schwesterweinguts, das die Trapets ja im Elsass führen, wo die Weinberge seiner Frau Andrée liegen. Der Rest ist Gevrey-Chambertin in all seinen Spielarten. Der Village stammt aus Parzellen in allen Bereichen der 450 Hektar Ortslagen und bildet gleichsam die Quadratur des Kreises, wie Trapet es nennt. Der Ostrea stammt aus dem nördlichen, kühleren Teil des Ortes und wirkt in seiner ganzen Klarheit und Delikatesse wie ein Vorbote des Grand Cru Latricières-Chambertin. Der 1er Cru Capita ist ebenfalls ein Ortswein, nur auf Cru-Niveau, und die Grand Cruszeigen anschaulich, welchen Sinn die Aufteilung in Einzellagen macht, wenn man ein solches Terroir besitzt. Es sind drei unglaublich faszinierende, elegante Weine, die offensichtlich vom gleichen Erzeuger stammen und doch wie Drillinge ihren ganz individuellen Charakter besitzen. Einer ist der charmante Verführer namens Chapelle-Chambertin, der andere ein etwas kühler Gentleman namens Latricière-Chambertin und der dritte ist der mächtige, alles in Einklang bringende Chambertin. Diesem Grand Cru hat Neal Martin in seinem 2018er Jahrgangsreport für Vinous die höchste Punktzahl (97–99) aller von ihm verkosteten Weine von über 100 Weingütern gegeben. Der Chambertin ist ein wirklich großer Wein.

CHRISTOPH RAFFELT