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Matthias Planchon

Zwei Lagen, zwei Weine 

In 2019 wie in 2020 sind die beiden weißen Sancerres aus den Lagen Les Herses in Ménétreol-sous-Sancerre und Le Paradis in Sancerre entstanden. Sie bilden zwei unterschiedliche Terroirs in Sancerre ab.

Beide Weine entstehen im Prinzip gleich. Nach der Handlese werden die Trauben langsam in einer pneumatischen Presse gepresst und bei einer Temperatur bei unter 10 °C für ca. 36 Stunden vorgeklärt. Dann erfolgt die spontane Gärung zu 70 % im Edelstahltank und zu 30 % in 500-Liter-Fässern. Der Ausbau auf der Feinhefe erfolgt in den gleichen Behältern über einen Zeitraum, der je nach Jahr variiert. Im Durchschnitt sind es zehn bis zwölf Monate. Die Abfüllung erfolgt dann im Mondzyklus.

Wenn man die beiden Weine im Glas hat, kann man eigentlich kaum glauben, dass Planchon 2019 seinen ersten eigenen Jahrgang vinifiziert hat. Die beiden Weine strahlen, besitzen Komplexität und Tiefe, Präzision und Charakter. Der 2020er Jahrgang setzt das nahtlos fort. Les Herses wirkt dabei naturgemäß rauchiger, ungemein frisch und mineralisch mit einer hellen, klaren Frucht. Le Paradis leuchtet, wirkt noch purer, fast stahlig und hat einen präzisen Ausdruck des Kalksteins. Es sind Weine, die gleichzeitig fast karg und linear, aber doch expressiv und voll wirken und so eine beeindruckende und berührende Spannung aufbauen. Es dürfte spannend sein, den Weg von Matthias Planchon vom ersten Jahrgang an weiter zu verfolgen.

MATTHIAS PLANCHON

Mittlerweile ist es so, dass mich für meine Weinberge nur noch Pflanzen und Homöopathie interessieren

Aus einer berühmten Familie 

Ganz neu ist Matthias Planchon eigentlich auch nicht, doch eigene Weine hat er erst mit dem Jahrgang 2019 gefüllt. Und es sind Weine, die begeistern und berühren. Matthias hat sich sieben Jahre Zeit gelassen, um seine ersten beiden Lagenweine zu vinifizieren. Er stammt aus einer Familie von Winzern, in denen der Name Matthias seit dem Jahr 1573 vom Vater auf den erstgeborenen Sohn übergeht. Bevor die Planchons nach Sancerre kamen, lebten sie im Roussillon, sie waren Katharer aus Lunel im Hérault in der Nähe von Montpellier, lebten im Widerstand gegen die katholische Kirche und die Krone, und sie mussten sich, weil sie verfolgt wurden, neu orientieren. Ein Teil zog weg, ein anderer Teil der Familie blieb im Süden, und aus ihr stammt ein für den Weinbau sehr wichtiger Mann. Es ist Jules Émile Planchon, ein französischer Botaniker und Pharmazie-Professor der Universität Montpellier, der 1868 die Reblaus entdeckte und 1873 beweisen konnte, dass sie von der Ostküste der Vereinigten Staaten kam. Mehr noch: Er kam auch auf die Idee der Rebveredelung mit amerikanischen Unterlagsreben und führte somit die erste biologische Schädlingsbekämpfung in der Geschichte des Weinbaus durch. Als wäre das noch nicht genug, so hat er 1878 auch den Falschen Mehltau erkannt und bestimmt.

Fünf Hektar im Sancerre 

Doch zurück zu Matthias. Er ist mit dem Weinbau aufgewachsen. Sein Vater war maßgeblich an der Gründung der Genossenschaftskellerei von Sancerre und an ihrer Entwicklung beteiligt. Er hat entsprechend Trauben an die Kellerei geliefert, statt selbst Wein zu erzeugen. »Seit meiner Kindheit habe ich immer in den Weinbergen meiner Familie gespielt und gearbeitet, die mein Vater bewirtschaftet hat. Mit der Idee, eines Tages die Weinberge der Familie zu übernehmen, begann ich meine Ausbildung mit einem Praktikum bei Alphonse Mellot in Sancerre und bei Mathieu Comes in Vouvray.« Der war zwar zu dieser Zeit noch kein zertifizierter Bio-Weinbauer, begann aber damals damit, biodynamische Praktiken anzuwenden. Das faszinierte Matthias. Er arbeitete anschließend ein Jahr lang für Soufflet Vigne an einem Versuch mit Bio-Produkten, die eine stärkere Wurzelentwicklung und Verbindung mit Mykorrhiza ermöglichten. Schließlich begann er seine Weinbauausbildung in Tours und absolvierte noch eine Zeit in der Domaine Geantet Pansiot im Burgund, um zu lernen, wie man außerhalb von Sancerre Pinot Noir vinifiziert. Seit seinem 16. Lebensjahr kümmert sich Matthias parallel zur Ausbildung um die Weinberge und führt den Außenbetrieb. Dabei haben Vater und Sohn früh auf den Einsatz zum Beispiel von Anti-Botrytis-Mitteln und Dünger und später auch auf alle anderen synthetischen Produkte verzichtet. "Bei meiner ersten Kampagne auf meinem Hof habe ich synthetische Produkte verwendet, die angeblich am wenigsten schädlich für Mensch und Umwelt sind. Trotz Handschuhen, Maske, Kabine und Overall hatte ich nach jeder Behandlung entweder Bauch-, Zahn- oder Kopfschmerzen. Diese Erfahrung hat mich darin bestärkt, dass diese Produkte wirklich gefährlich sind."

Sein Vater war es, der ihn gelehrt hat, nach Mondrhythmen zu arbeiten, und er selbst wandte sich ab 2013 der biologischen Landwirtschaft zu. 2014 begann er mit der Zertifizierung. Da Matthias zunehmend das Gefühl hatte, dass es dem Weinberg an Kraft fehle, hat er sich 2018 einen Dynamisator gekauft und stellte nach der ersten Spritzung mit dem Hornmist-Präparat 500 eine deutliche Verbesserung fest. "Mittlerweile ist es so, dass mich für meine Weinberge nur noch Pflanzen und Homöopathie interessieren", erklärt Matthias abschließend. Mit dem Bau eines eigenen Kellers in 2018 hat er die Voraussetzungen dafür geschaffen, 2019 den ersten Jahrgang zu erzeugen.
Text von Christoph Raffelt
Author Christoph Raffelt