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Boris Champy
Es kommt nicht aller Tage vor, dass man in Burgund eine neu gegründete Domaine vermelden kann. Das ist auch bei der Domaine Boris Champy nicht wirklich der Fall; denn er hat die Domaine von Didier Montchovet übernommen und damit das älteste demeter-zertifizierte Weingut in Burgund. Spektakulär ist der Vorgang trotzdem, weil der erfahrene Weinmacher Boris Champy vor allem auf die Hautes-Côtes de Beaune setzt und damit auf Weinberge, die bis vor wenigen Jahren kaum Beachtung fanden.
Boris Champys Vita enthält einige bemerkenswerte Stationen. Der gebürtige Champenois hat zehn Jahre lang für Christian Mouëix das Weingut Dominus im Napa Valley geleitet. Danach ging es für einige Jahre nach Burgund zu Louis Latour, bevor er sich um die Weine aus dem Clos des Lambrays kümmerte.
Vor ein paar Jahren spürte der passionierte Triathlet, dass er etwas ändern sollte, und begab sich auf dem Jakobsweg zu Fuß nach Santiago de Compostela. Zurückgekehrt, machte sich der bestens vernetze Boris als Berater selbstständig. Als er von Didier Montchovet das Angebot bekam, dessen Domaine zu übernehmen, schlug er zu.
Didier Montchovets Weingut war nicht irgendeines, es lag abgelegen in Nantoux in den Hautes-Côtes de Beaune. Montchovet hatte es 1984 mit 0,5 Hektar gegründet und es im Laufe der Jahre auf zwölf Hektar erweitert. Er baute sein Weingut von Beginn an nach biologischen und biodynamischen Prinzipien auf und war der Erste, der im Burgund sein Weingut von demeter® zertifizieren ließ. Ab 1990 legte er neue Weinberge an, in denen er ausschließlich sélections massales von Reisern verwendete, die noch aus der Prae-Phylloxera-Ära stammten und nie auch nur einen Hauch Chemie gesehen hatten. So etwas gibt es nicht gerade oft.
Die Weinberge der Domaine befinden sich im Wesentlichen in einem Teil Burgunds, der noch vor wenigen Jahren kaum Reputation genoss. Es sind die Hautes-Côtes de Beaune, die wie die Hautes-Côtes de Nuits etwas abseits und höher gelegen sind. Es sind Weinberge, die früher keineswegs eine optimale Lage hatten und in denen die Trauben oft nicht reif wurden.
Aber gerade das hat sich in den letzten Jahren geändert. Während man um manche Grand-Cru-Lagen schon Angst wegen Trockenstress’ und Überhitzung haben muss, werden die Randlagen immer günstiger. Sowohl Montchovet als auch Champy legten und legen dabei ganz besonderen Wert auf Ausgleichsflächen und Biodiversität. Kleine Wäldchen, Obstgärten, Wiesen mit seltenen Pflanzen, Trockenmauern und Hecken spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem der Domaine. Sie tragen nicht nur zur Vielfalt, sondern auch zum Schutz der Weinberge bei.
CHRISTOPH RAFFELT
Kleine Wäldchen, Obstgärten, Wiesen mit seltenen Pflanzen, Trockenmauern und Hecken spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem der Domaine
Neben den bis zu 421 Meter hoch gelegenen Hautes-Côtes verfügt das Weingut über ein paar Parzellen in der Lage En Bœuf in Pommard und den 1er-Cru-Lagen Aux Coucherias und Les Vignes Franches in Beaune. Diese Lagen werden wohl ab dem nächsten Jahrgang auch auf den Etiketten vermerkt sein.
Boris Champy, und das merkt man sehr schnell, hat eine sehr gutes Händchen für den richtigen Holzeinsatz. Das wird bei jedem einzelnen Wein deutlich, vor allem aber bei den Pinots. Er interpretiert schon jetzt die einzelnen Lagen sehr präzise, versteht es, mal mehr, mal weniger zu entrappen, und nutzt unterschiedliche Gebinde und Tonneaux für den Ausbau der Weine. Dabei gelingt es ihm, die besondere Frische der Weine zu erhalten. Neben den Pinots erzeugt er einen süffig würzigen und frischen Gamay, ferner einen Chardonnay und einen Aligoté mit Kraft und Reife. Das ist ein Teil des »neuen« Burgund, den man nicht verpassen sollte.
August 2021