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Drappier
Die Côte des Bar, die den südlichen Teil der Champagne auf dem Weg nach Chablis bildet, galt lange Zeit als Stiefkind der Champagne. Das Haus Drappier gehörte in dieser Zeit zu den wichtigsten Vertretern eines hochwertigen Champagners, der dort sonst eher selten zu finden war, da die meisten Trauben vor allem an Genossenschaften geliefert wurden. Das hat sich längst geändert, und die Region gehört zu den dynamischsten der Appellation mit vielen kleinen, oft biologisch und biodynamisch arbeitenden Erzeugern. Auch das Weingut Drappier hat nach und nach auf biologischen und teilweise biodynamischen Anbau umgestellt. Die Familie setzt sich auch für den Erhalt seltener Rebsorten wie Arbanne, Petit Meslier, Fromenteau und Blanc Vrai ein. Auch Voltis, die neue, achte, pilzresistente Rebsorte der Champagne, wird intensiv getestet. Drappier ist ein Flaggschiff der Côte, das konsequent die Segel in Richtung eines klimaneutralen, zukunftsorientierten Weinbaus gesetzt hat.
Einzigartige Geschichte
Das Weingut der Familie geht auf François Drappier zurück, der 1808 in Urville an der Côte des Bar den ersten Weinberg pflanzte. Der Weinbau selbst ist rund 2.000 Jahre alt und entstand, als auf einem Hang in der Nähe des heutigen Weinguts eine galloromanische Villa errichtet und mit Weinreben bepflanzt wurde. Daraus entstand im Mittelalter Urville. Die heutigen Weinberge gehen auf das Jahr 1116 zurück, als der Heilige Bernhard von der Abtei Cîteaux (in der Nähe des berühmten Clos Vougeot) nach Urville kam.
Er brachte den Morillon Noir, den Vorläufer des Pinot, aus dem Burgund mit und ließ mehrere Weinkeller errichten, darunter 1152 einen in Urville, der zum Vorwerk Grangie Bavin-Sainte Eulalie gehörte. Diese Ländereien gehörten zu der von ihm gegründeten Abtei von Clairvaux, die zu einem der bedeutendsten Klöster des Mittelalters werden sollte und nur 13 Kilometer von Urville entfernt liegt.
Die Vins de Bar genossen bei den Grafen der Champagne und in Paris hohes Ansehen. Nach der Französischen Revolution verwandelte Napoleon die Abtei von Clairvaux in ein Gefängnis, während der Weinkeller von Urville Teil eines Pfarrhauses wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb ihn die Familie Drappier. Heute dient er als Weinkeller für die besten Weine des Gutes.
Anfang der 1930er Jahre war Georges Collot, der Großvater mütterlicherseits von Michel Drappier, der erste in der Region, der wieder Pinot Noir anbaute. Heute macht diese Rebsorte 70 % der Rebfläche des Hauses aus. 1952 war ein weiterer Meilenstein, als André und Micheline Drappier die erste Cuvée Carte d’Or füllten, die zum Aushängeschild des Hauses wurde. 1968 brachte Drappier den ersten Rosé aus reinsortigem Pinot Noir auf den Markt, der sich zum Rosé de Saignée weiterentwickelte und zum Vorbild für diesen Champagnertyp wurde. Seit 1979 war Michel Drappier für die Weinbereitung verantwortlich, während André Drappier – mit der Erfahrung von 74 Jahrgängen – die weitläufigen Weinberge mit 62 Hektar eigenen Weinbergen und weiteren 50 Hektar unter Vertrag betreut hat.
Die neue Generation
Für Vinaturel ist der Übergang zur achten Generation besonders interessant. Charline kümmert sich zunehmend um Marketing und Verkauf, Hugo neben seinem Vater Michel um die Weinbereitung und Antoine ist derjenige, der den biologischen Anbau, die Tierhaltung im Weinberg, den Gemüsegarten und die Hühnerfarm eingeführt und das Weingut konsequent in Richtung Nachhaltigkeit geführt hat. Seit 2016 ist das Haus Drappier das erste klimaneutrale Haus der Champagne. Darüber hinaus sind 17 Hektar biologisch zertifiziert, zehn weitere befinden sich im Zertifizierungsprozess. Alle bei Vinaturel gelisteten Champagner stammen aus diesen Weinbergen.
Weinberge und Weinbereitung
Die eigenen Weinberge liegen hauptsächlich in der Gemeinde Urville in der Nähe von Bar-sur-Aube. Sie bestehen zu 70% aus Pinot Noir, zu 15% aus Pinot Meunier, zu 9% aus Chardonnay und zu 6% aus historischen Rebsorten. Sie wurzeln in dem für die Region und das benachbarte Chablis typischen jurassischen Kalkstein aus dem oberen Kimmeridgium. Für den Champagner wird nur die erste Pressung, die so genannte Cuvée, verwendet. Dazu wird bis heute eine mechanische Vertikalpresse verwendet. Der Saft fließt durch Schwerkraft in die Tanks. Teilweise werden Edelstahltanks verwendet, in denen eine natürliche Klärung stattfindet. Die Gärung dauert in der Regel zwei Wochen bei kühlen Temperaturen. Danach werden die Weine einem biologischen Säureabbau unterzogen. Anschließend reifen die Grundweine je nach Wein in Edelstahl oder in gebrauchtem Holz. Schwefel wird nicht oder nur in sehr geringen Mengen verwendet. Auch sonst werden die Weine so wenig wie möglich behandelt und weder kaltstabilisiert noch filtriert. Auch bei der Dosage ist man zurückhaltend. Entweder sind die Champagner Brut Nature oder Extra Brut mit etwa 4 Gramm Dosage.
VINATUREL
Drappier dürfte seit Jahrzehnten das bekannteste Haus im Süden der Champagne sein.
Authentizität
Es gibt nur wenige Häuser, die sich so intensiv mit den historischen Rebsorten der Champagne und den Weinbereitungsmethoden der Vorfahren beschäftigen. Die Drappiers nutzen dieses Erbe, um mit dem Wissen von heute Champagner mit hohem individuellem Charakter zu kreieren. Der Quattuor ist seit langem das Symbol dieser Arbeit. Dieser Blanc de Quatre Blancs wird aus je 25 % Arbanne, Petit Meslier, Blanc Vrai (Pinot Blanc) und Chardonnay hergestellt. Auch der Clairevallis, eine Hommage an Bernhard von Clairveaux und die Arbeit der Mönche, deren Weinberge mit Pferden bewirtschaftet wurden und heutw wieder werden, ist eine ungewöhnliche Komposition aus Pinot Noir, Pinot Meunier, Chardonnay und Blanc Vrai. Mit dem Trop m'en faut!, einem reinsortigen Fromenteau, also Pinot Gris, gehen sie noch einen Schritt weiter und bieten einer Rebsorte eine Plattform, die früher häufiger, heute aber kaum noch in den Weinbergen zu finden ist. Kein Wunder, dass daraus ein sehr individueller Champagner geworden ist, aus dessen Grundwein auch ein Stillwein entsteht. Natürlich lassen die Drappiers auch die immer beliebter werdenden Côteaux Champenois nicht außer Acht. Stellvertretend für die klare Handschrift, die die Qualität der Grundweine und die Offenheit, Kraft, Struktur und reife Frucht der späteren Champagner in den Vordergrund stellt, sind sicherlich der Rosé Brut Nature und der Brut Nature Sans Soufre zu nennen. Beide sind reinsortige Pinot Noir, beide ohne Dosage abgefüllt. Der erste ist ein Saignée-Rosé, der zweite ein Blanc de Noir ohne Schwefelzusatz. Wie alle Champagner von Drappier sind sie weniger klassische Aperitif-Champagner als vielmehr hervorragende Essensbegleiter.
Mai 2024
Der Index zur Trockenheit, bzw. zur Süße des Weines berücksichtigt die gesamte Struktur des Weines und kombiniert dabei Restzucker, Säuregehalt und Alkoholgehalt. Es geht hierbei nicht um Laboranalysen, sondern um das subjektive Empfinden von Süße auf dem Gaumen. Die Daten stammen von den Weingütern selbst und werden bei unseren Verkostungen geprüft.
Trocken
Rein technisch gesehen nicht völlig trocken aber keine Süße auf dem Gaumen, eventuell etwas runderer Abgang
Mittlere Süße, insbesondere bei jungen Weinen. Teilweise reduziert sich die Süße mit dem Reifeprozess
Süßlicher Wein
Hohe Süße wie bei einem Vendages Tardive, jedoch ohne die durch die Edelfäule* verursachte Reichhaltigkeit
Die Vendages Tradives (Elsässer Spätlese), unterliegen strenger staatlicher Kontrolle. Bei den überreif geernteten Trauben muss das alkoholische Potential mindestens 15,3% betragen (118 Oechsle). Ein Zuckerzusatz (Chaptalisation) ist nicht erlaubt.
Zum Charakter der Grand Cru Rebsorten kommt hier der Zuckergehalt und die Konzentration durch die Edelfäule.
Bei der Sülection de Grains Nobles (Elsässer Trockenbeerenauslese), werden ausschließlich von Edelfäule befallene Trauben verwendet.
Das alkoholischen Potential muss mindestens 18,20% (134,8 Oechsle) betragen. Im Vergleich zu den Vendages Tardives sind die Weine noch wuchtiger und konzentrierter. Diese Meisterwerke der Winzerkunst bieten ein lang anhaltendes Geschmackserlebniss.
* Edelfäule (Botrytris cinerea) auch als Grauschimmel oder Edelfäulpilz bezeichnet ist ein Pilz der reife Weintrauben bei feuchtem und gleichzeitig warmen Herbstwetter befallen kann. Der Schimmelpilz perforiert die Schalen der Trauben und fördert damit die Verdunstung was zu einer Konzentration der Aromen des Weines führt. Außerdem verbraucht er wesentlich mehr Säure als Zucker und fördert dadurch die Süße des Mostes (bis zu 45% Zuckergehalt).