- FRANKREICH
- LOIRE
Luneau-Papin
Auch wenn die Weinbautradition der Familie Luneau bis ins frühe 18. Jahrhundert zurückreicht, die Domaine Luneau-Papin wurde erst in den 1990ern gegründet. Pierre Luneau hätte die Muscadet-Domaine seiner Eltern eigentlich zusammen mit seinem Bruder fortführen sollen, doch die Ideen über die Fortführung lagen zu weit auseinander. Pierre hatte sich der noch jungen Bewegung des biologischen Weinbaus rund um Guy Bossard, Jo Landron und Marc Ollivier angeschlossen und wollte Muscadet de Sèvre et Maine auf Cru-Niveau vinifizieren. Er hielt den ökologischen Landbau zur Verwirklichung seiner Ziele für unabdingbar. Ähnlich sah es seine Frau Monique Papin, die ebenfalls aus einer Winzerfamilie stammt. Also wurde die Domaine Luneau geteilt. Monique brachte ihr Erbteil mit ein sowie weitere Weinberge, die sie von ihrer Familie pachten konnten, und so entstand die Domaine Luneau-Papin in Le Landreau im Nantais.
Le Landreau ist genau jenes Gebiet, in dem sich jene Orte befinden, die seit 2011 als Crus communaux bezeichnet werden. Dazu gehören zum Beispiel Clisson, La Haie-Fouassière, Château-Thébaud und Goulaine, wo Luneau-Papin einige Lagen besitzt. Nachdem Pierre und Monique das Weingut bekannt gemacht hatten, übernahm ihr Sohn Pierre-Marie zusammen mit seiner Frau Marie das Weingut 2011 und führte es in Richtung Biodynamie. Das Lagen-Portfolio spiegelt einen Großteil der Diversität wider, die es im Muscadet-Gebiet zu entdecken gibt. Dabei spielt die Sorte Melon de Bourgogne, die im 16. Jahrhundert mit Mönchen aus dem Auxerrois ins Nantais kam, eine entscheidende Rolle. Melon ist vielmehr eine Struktur- und Textur-Sorte als eine Fruchtsorte. Daher wurde sie auch in der Zeit, in der Fruchtweine en vogue waren als Massenträger verkannt. Wer aber mit dem Muscadet auf die Interpretation der Böden setzt, schafft eine ganz neue Klasse an Weinen – zumal Melon de Bourgogne exzellent reifen kann, was Luneau-Weine von 1978 bis heute beweisen. Die wichtigsten Bodentypen sind zweifelsohne Granit, Gneis und Orthogneis. Allerdings gibt es auch Gabbro, Sandstein, Sand, Schluff und Schiefer. Viele dieser Bodenarten zeigen sich in den Muscadets von Luneau-Papin. Diese zeichnen sich wegen des langen Hefelagers durch eine herrlich kristalline Fülle aus, durch Salzigkeit und oftmals Jodigkeit, die exemplarisch für großartige Muscadets ist. Der L d’Or stammt von 45 Jahre alten Rebstöcken auf Granit, und er besitzt zweifellos ein Potential von zehn bis 15 Jahren. Wie exzellent Weine wie dieser reifen können und wie sie sich dann präsentieren, zeigt der 2002er Excelsior von mehr als 80 Jahre alten Reben auf Glimmerschiefer. Der Wein hat mindestens 24 Monate auf der Hefe gelegen und präsentiert sich nun voll und reif.
CHRISTOPH RAFFELT
Das Lagen-Portfolio spiegelt einen Großteil der Diversität wider, die es im Muscadet-Gebiet zu entdecken gibt.
Das besondere Terroir der oberen Kuppe de La Butte de la Roche in der Cru Communal Goulaine sorgt beim Gula Ana und beim Terre de Pierre für Birnen- und Quittenaromen, die vor allem in Verbindung mit einem teilweisen Holzausbau beim Gula Ana an Anjou-Chenins erinnern. Hier spielen 500 Mio. Jahre alte magmatische Gesteine, sogenannte Peridotide und Serpentinite, Glimmerschiefer und Gneis eine Rolle. Aus zwei weiteren Gesteins-Kombinationen entsteh der Wein Le Verger (Schiefer) und die neue Cuvée Vera Cruz (Glimmerschiefer und Gneis mit Glimmer-Einschlüssen), ebenfalls von alten Reben. Diese Weine sind voluminöser als die Weine vom Granit und gerade im 2018er Jahrgang findet man hier eine ungewöhnlich intensive, teils exotische Frucht.
All diese Weine zeigen, weshalb Muscadet in Frankreich so hoch im Kurs steht, vor allem in der gehobenen Speisebegleitung. Hier entstehen Terroir-Weine par excellence, immer mit derselben Rebsorte, immer in der gleichen Ausbauart und doch über den Jahrgang – in diesem Falle vor allem 2018 hinweg – doch grundverschieden.
September 2021